Radweg nach Höhenberg


„ Nur Kampfradler würden so einen Radweg nutzen“.

„Wer mit dem Fahrrad da rauf wolle, solle doch am Gloßnerkeller ein Stück schieben“.

So oder ähnlich wurde Verkehrsausschuss am  am 11. Juli 2022 und im Stadtrat am 28. Juli 2022 diskutiert.  Auf der entgegengesetzten Seite des Meinungsspektrums die Grünen, die die teuerste Variante mit Kreisel für geschätzte 12 Mio Euro bevorzugten. Das Planungsbüro hatte 9 verschiedene Varianten (Abb. 1) ausgearbeitet und miteinander verglichen1. Länge, durchschnittlich Steigung und maximale Steigung wurden miteinander verglichen, Daneben wurden auch die voraussichtlichen Kosten ermittelt. Die Fraktion Bündnis 90/die Grünen favorisierten die spektakuläre Variante 4 (Abb. 3) mit einem „Baumkreisel“. Beschlossen wurde von der Stadtratsmehrheit die Variante 1 (Abb. 2) entlang der Staatsstraße – kostengünstig im Vergleich mit den anderen Variante mit gleichmäßiger eher geringer Steigung und Maximalsteigung.
Abb.:1 Übersichtd aller  vom Planungsbüro ausgearbeiteten Varianten

Abb.2: Beschlossene Variante 1  entlang der Staatsstrasse
Länge 3,14 km, Steigung maximal  7%
Abb.3: Variante 4 mit Kreisel
Länge 2,9 km, maximale Steigung 9%
Abb.3: Alle Variantenim Vergleich. Die Varianten 5,6,7 und 8 wurden wegen einer Steigung von über 10% ausgeschlossen.








Das Hauptproblem für einen guten Radweg nach Höhenberg ist die Überwindng des Höhenunterschiedes von 445 mÜM an der Kreuzung Badstraße/ Maria-Hilf-Straße auf 566 müM Am Höhenberg. Das sind genau 111 Meter, die bergauf geradelt werden müssen. In direkte Linie wären es fast 10% durchschnittliche Steigung und damit noch steiler als der Weg den Fuchsberg hinauf. Laut den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA darf ein gemeinsamer Fuß- und Radweg nur angeordnet werden, wenn das Gefälle nicht über 3% beträgt. So muss die Länge für eine Radweg, der 111 Meter Höjenunterschied bewältigen will mindestens 3,7 km betragen.  Das gilt nicht, wenn der Weg nur für Fahrradfahrer freigegeben wird. 

Die ECU ( European Cycling Federation) hat im Oktober 2023 einen Vergleich der Regelungen in verschiedenen europäischen Ländern zusammen mit einer Empfehlung vorgelegt. Für eine Steigungsstrecke von mehr als 100 Metern Länge wird eine maximale Steigung von 3% empfohlen. Ist die Steigung bzw. das Gefälle höher, sollte der Radweg wegen der Instabilität beim Bergauffahren und der höheren Geschwindigkeit beim Bergfahren breiter werden und für die Kurvenbemessung von einer Geschwindigkeit von 40 km/h ausgegangen werden2. Die vom Planungsbüro PB Consult vorgelegten Varianten haben alle eine durchnittliche Steigung von mindestens 3,5% und sind somit an der Grenz des machbaren. Wollte man eine geringere Steigung realisieren, müsste der Radweg 3,7 km lang sein und das auch nur dann, wenn die Steigung vom Anfang bis zum Ende vollkommen gleichmäßig ist. Das ist doch unrealistisch. Aber die Landschaft ist so wie sie ist und da gibt es keine Patentlösungen und nur Kompromisse.

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Abb. maximal empfohlene Steigung auf Radwegen (laut Quality parameters for cycle infrastructure: longitudinal gradients) 

Ich bin mit der Entscheidung des Stadtrates zufrieden. Die günstigste Lösung mit wenig Flächenverbrauch und gleichmäßiger Steigung. Da werden sich die Radler schon hinaufstrampeln. Immerhin gibt es in Höhenberg am Berg mit den Kapellenäckern zwei große Neubaugebiete. Und der steilere Weg den Fuchsberg hinauf wird ja auch regelmäßig von Radfahrerinnen und Radfahrern erklommen. Schon jetzt kenne ich Berufstätige, die gerne aus Pelchenhofen mit Ihrem E-Bike morgens nach Neumarkt herunter rollen und nach einem anstrengenden Arbeitstag die Vorteile des E-Bikes für die Heimfahrt genießen. Wetter spielt keine Rolle. Man braucht keinen Parkplatz mehr suchen und ist jeden Tag an der frischen Luft.
Wenn doch bei geschätzten etwa 6 Mio Euro Baukosten für die Variante 1 die im Vergleich zur teuersten von den Grünen favorisierten Variante eingesparten 6 Mio Euro wenigstens zum Teil für die Verbesserung der Radwege im übrigen Stadtgebiet verwendet werden könnten.
Leider ist Neumarkt etwas zu spät zu kommen. Das Förderprogramm Stadt und Land bezuschußt ein solches Radwegevorhaben im Jahr 2022 nur noch mit 75% und nicht mehr mit 80% wie noch Im Jahre 2021. 5% von 6 Mio € sind 300000€. Das ist wahrscheinlich mehr, als im ganzen Jahr überhaupt für Radwege in Neumarkt ausgegeben wird:
Während im Haushaltsplan 2022 der Stadt Neumarkt 2 000 000 € für Parkplätze und ähnliches vorgesehen waren, sind es für Fuß- und Radwege zusammen gerade einmal 740 000 €. Das heißt, daß weit mehr als doppelt soviel Geld nur für Parkplätze ausgegeben wird wie für die Verbesserung der Radwege. Wenn der Weg nach Höhenberg dann mal fertig wird, werde ich ihn auf jeden Fall testen und hoffentlich genießen.
Literatur1 Machbarkeitsstudie Radverbindung Höhenberg, Büro PB Consult, vorgestellt im Stadtrat 27.1.2022
2 Quality parameters for cycle infrastructure: longitudinal gradients, ECF European Cyclist´s Federation 2023  
https://www.balm.bund.de/DE/Foerderprogramme/Radverkehr/SonderprogrammStadtLand/sonderprogrammstadtland_Inhalt.html , am 31.1.2024

29. Juli 2022, ergänzt Januar 2024
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